Barbara Thaden
Barbara Thaden ist im ständigen Wechsel zwischen den verschiedenen Medien Aquarell, Foto, Gouache, Fotocollagen, Malerei, die in ihrer Installation in Balmoral zu einem Gesamtbild zusammenwachsen. Es sind teilweise sehr kleine Papierarbeiten mit abstrakten Mustern, aber auch Fotografien und Ansichtskarten, die ein rosarotes Tütü als Rahmen erhalten oder in abstrakten Zeichnungen eingelassen werden. Dabei entsteht eine Spannung zwischen der Unform vor der Form der Zeichnungen und dem präzisen Bildmotiv in deren Mitte. In vielen figurativen Zeichnungen und Gouachen taucht ein Frauenkopf auf. Gefragt, was dies zu bedeuten habe, antwortet die Künstlerin, dass – wüsste sie die Antwort - sie den Kopf nicht mehr zeichnen müsste. Gerade ihre figurativen Arbeiten wecken Assoziationen mit dem Surrealismus, mit dem Thaden innere Affinitäten aufweist. Doch eher als von Surrealem im Sinne der Verbildlichung des Unbewussten steht bei ihr eine „Überimpression„ verschiedener, sehr realen Eindrücke. Wenn man so will, stellt die Installation Etappen und Orte ihres Lebens dar: Die Bretagne, Luxor und Bad Ems sind präsent, ob erkennbar oder nicht, denn sie sind Teil ihrer - sehr realen - Biographie.
Neben der Installation gibt es eine ganz eigene Werkgruppe, die sie „Dressart„ nennt. Barbara Thaden, die eine zeitlang in der Haute Couture gewirkt hat, verarbeitet hier Kleider zu Skulpturen. Es sind Kleider, die zum Tragen gedacht, sich ihrer Funktionalität entziehen. Sie werden zugenäht und vernäht, geschmückt und gehängt. Dabei gibt es zwei Besonderheiten: Bei allen wird ein Textbezug hergestellt, sei er poetischer oder sozialkritischer Natur, und die als Skulpturen an die Wand präsentierten Kleider werden von einem passend dazu komponierten Bild begleitet. Dieser kann durch seine Schmuckform den Prunk des Kleides aufnehmen, oder er verweigert den Blick und zeigt sich mit einer vernähten Rückseite. In der Serie der Dressart wird die zwiespältige Haltung von Thaden zur Mode deutlich: Faszination und Verweigerung liegen hier eng beieinander, wobei die Verarbeitung zur Skulptur schon als Verweigerung der Frau, die nicht durch ihre Kleidung bewertet werden will, in den Vordergrund steht.
Danièle Perrier