Im Fokus
Im Fokus: What may art do?
Kunst, Populismus und Kritik. Impressionen des 52. Internationalen AICA Kongresses
Danièle Perrier
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Die Debatte über den Einfluss erstarkender populistischer und nationalistischer Strömungen im In- und Ausland, aber auch die Frage nach den Grenzen des „Erlaubten“ in der Kunst waren die entscheidenden Diskussionspunkte, die von 1. bis 7. Oktober 2019 im Mittelpunkt der Gespräche während des 52. Internationalen AICA Kongresses in Köln und Berlin standen.
Der Populismus ist per definitionem keine Ideologie im engeren Sinne und vertritt keine – wie auch immer geartete – bestimmte Aussage, wie Oliver Marchart zum Auftakt des Kongresses festhält. Vielmehr ist der Populismus als eine Mobilisierungsstrategie anzusehen, mit der Funktion, die Gesellschaft in zwei vorgeblich homogene, antagonistische Lager zu spalten: „das Volk“ auf der einen und eine angeblich „korrupte Elite“ auf der anderen Seite.
Erst wenn der Populismus den Antagonismus Volk versus Elite durch eine dritte Komponente, nämlich „die anderen“ ergänzt, wird er zu dem, wofür wir ihn ablehnen. Dieser dreipolige Populismus mit der vehementen Ausgrenzung von Minderheiten aller Art ist ein untrügliches Kennzeichen rechtsradikalen Gedankenguts.
Jedes Urteil ist ein Werturteil und somit intrinsisch an einer Diskriminierung beteiligt, insofern nimmt die Kritik an der „soziologischen Logik der Exklusion“ teil, wie Sabeth Buchmann mit Bezug auf die Theoretikerin Denise Ferreira Da Silva feststellt. In der Regel wird Kritik an Werken geübt, die erfolgreich und aufgrund ihres Wertes – sei er ökonomisch oder ideell – begehrenswert sind. Zudem ist die Kritik selbst Medium der Öffentlichkeitsproduktion. Es obliegt der Kritik und damit dem Kritiker, die Singularität eines Objekts oder eines Kunstwerks zu definieren, denn ohne Wahrnehmung in der Öffentlichkeit bleiben selbst qualitätsvolle Werke irrelevant. Doch wer bestimmt die öffentliche Meinung, wer sind heute die Influencer? Ohne Zweifel lassen sich die millionenschweren Sammler, die sich mit „Siegerkunst“ selbst repräsentieren (Wolfgang Ullrich), dazu zählen, ebenso wie international einflussreiche und agierende Galeristen. Nicht zu unterschätzen ist hier aber auch der Einfluss der Künstler und die Art, wie sie sich in der globalisierten Kunstwelt Gehör verschaffen.
Wie populistisch ist die Kunst?
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Art, Populism and Criticism. Impressionss of the 52nd International AICA Congresss
By Danièle Perrier
The debate about growing populist and nationalist currents at home and abroad, as well as the question of what is “permitted” in art were the main points discussed at the center of conversations during the 52nd International AICA Congress in Cologne and Berlin from October 1—7, 2019.
By definition, populism is not an ideology in the precise sense, and it represents no particular message―of any kind―as Oliver Marchart declared at the start of the Congress. Rather, populism should be seen as a mobilizing strategy for dividing society into two ostensibly homogeneous, antagonistic camps: the “people” on one side and an allegedly “corrupt elite” on the other.
Only when populism adds a third component to the antagonism between people and elite, namely “the others,” does it become what we reject. This tripolar populism with its vehement exclusion of minorities of all kinds is an unmistakable characteristic of radical rightwing ideas.
Every judgement is a value judgement and consequently participates intrinsically in discrimination, and criticism therefore takes part in the “sociological rationale of exclusion,” as Sabeth Buchmann asserts, quoting the theorist Denise Ferreira Da Silva. As a rule, criticism is practiced on works that are both successful and desirable, because of their value―whether economic or non-material. Furthermore, criticism is itself a medium of public production. Criticism, and therefore the critic, is obliged to define the uniqueness of an object or artwork, for if that is not noticed in the public arena even high-quality works are irrelevant. But who determines public opinion: who are today’s influencers? No doubt multi-millionaire collectors, who represent themselves with “Siegerkunst” (“winner’s art”, Wolfgang Ullrich), are among them, no less than internationally influential and active dealers. But the influence of artists and the way they find their public in the globalized art world should not be underestimated.
How populist is art?
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